Kindererziehung ist in Österreich Frauensache – auch im 21. Jahrhundert. Nach wie vor gehen meist die Mütter in Karenz, viele arbeiten danach in Teilzeit.

Seit 1990 haben Männer in Österreich die gesetzliche Möglichkeit zur Väterkarenz, seit 2004 auch einen Rechtsanspruch. Dennoch greift nur eine Minderheit auf diese Möglichkeit zurück: Österreichweit bezieht nur ein Fünftel der Väter Kinderbetreuungsgeld, in Vorarlberg und im Burgenland bleiben sogar nur zehn Prozent der Väter zu Hause. Wer sich für Väterkarenz entscheidet, macht es meist nur kurz: Gerade einmal fünf Prozent aller ausbezahlten Kinderbetreuungsgeldtage werden von Männern in Anspruch genommen.

Das liegt zum einen daran, dass Vätern, die sich eine Auszeit fürs Kind nehmen möchten, oft Steine in den Weg gelegt werden und die meisten Unternehmen wenig Verständnis zeigen. Dabei wird übersehen, dass Väter, die in Karenz waren, in vielerlei Hinsicht von der Zeit mit ihren Kindern profitieren und zugleich ihrem Unternehmen loyale Mitarbeiter sind. Frauen mit Männern, die ihnen den Rücken stärken, können sich wiederum mehr in ihrer Arbeit einbringen. „Mit mehr Frauen in Führungspositionen sind Unternehmen erfolgreicher“, weiß Verena Florian.

Zahlreiche Frauen, die Karriere machen möchten, sehen jedoch keinen anderen Weg, als auf Kinder zu verzichten. „Viele Frauen in Führungspositionen haben mir erzählt, dass sie gerne Kinder gehabt hätten“, erzählt Verena Florian, „ihre Männer waren jedoch nicht bereit, beim Kind zuhause zu bleiben.“ Die Wirtschaft täte daher gut daran, die Anreize für eine Väterkarenz zu erhöhen.

Doch liegt es immer nur am männlich geprägten System, dass Frauen in die Kinderbetreuungsrolle gedrängt werden? Viele Frauen trauen sich zu wenig zu, sie wurden zu Bescheidenheit und Zurückhaltung erzogen. Diese Prägung hinter sich zu lassen, fällt oft schwer – ist jedoch möglich. Manche Frauen flüchten sich ins Mutterdasein und  stecken all ihr Herzblut in die Kinderbetreuung. Sie trauen den Männern nicht zu, sich in die Erziehung einzubringen und machen lieber alles selbst – bis zur Überforderung. In ihrem Buch „Neue Väter brauchen neue Mütter“ schreibt die Erziehungswissenschaftlerin Margit Stamm, dass neue Väter nur Verantwortung übernehmen können, wenn die Mütter lernen, loszulassen. Letztendlich profitieren auch die Kinder davon, einen Vater zu haben, der für sie da ist und Verantwortung übernimmt.

Fazit: Es wären alle Seiten gefragt, für eine neue Rollenverteilung zu sorgen: Mütter, Väter, die Gesellschaft sowie die Wirtschaft.

Dieser Beitrag wurde in Zusammenarbeit mit Susanne Wolf, Journalistin und Buchautorin, erstellt.